Am 09.08.2018 stand eine sehr interessante Lage für West- bzw. NW-Deutschland an. Ein Kurzwellentrog zog vorderseitig des Haupttrogs über die BeNeLux-Staaten nach Skandinavien. Die Zutaten waren angerichtet: Die südliche Höhenströmung soll sehr warme und labile Luftmassen heranführen, der Jet überlagert ausgezeichnet mit der Kaltfront bzw. der vorgelagerten Konvergenz. Dazu kommt ein kräftiger Low Level Jet aus Süd, der die Luftmassen ordentlich durchmischt. Ein EML mit trockener Luft aus Afrika sorgt für einen guten Deckel. MLCAPE: 1.000 - 1.200 J/kg 500hPa Wind: 20-25m/s 0-1km Scherung: 15m/s 0-3km Scherung: >20m/s PWAT: 35mm 0-3km SREH: 400m²/s² 0-1km SREH: 250m²/s²
Das Superzellen Setup schlechthin! Hinter den Einzelzellen dann eine kräftige Sturmfront, die sich in den Norden hinauf Richtung Bremen organisieren soll.
Was macht man, wenn man sowieso Urlaub hat? Klaro, die Lage schnappen wir uns! Die erhöhten Scherungswerte in niederen Schichten lassen das Tornado-Potential extrem steigen. Die Anreise war in der Nacht von Bad Vöslau nach Frankfurt am Main. Ein paar Stunden am Rastplatz Medenbach bei Wiesbaden gepennt. Am Vormittag dann mit einem doppelten Espresso versucht die Knochen wieder lebend zu bekommen und die Lage nochmal gecheckt. In dem Moment ging gerade die Warmfront mit leichter Bewölkung durch. In Frankreich ging es seit der Nacht schon gut zur Sache. Das Tief des Kurzwellentrogs braucht sich also nur noch weiter verstärken, und die Kaltfront weiter voran schreiten.
Chasing-Gebiet Süd-West Hessen rund um die Hauptstadt Wiesbaden
Um ca. 13:00 Uhr in der Nähe von Offenbach (Pos. 1) positioniert ging es los mit den ersten Quellungen. Doch irgendwas stimmte hier nicht. Sehr hochbasig und es fehlte sichtlich an Auftrieb.
Umdisponieren stand am Plan, denn die Quellungen sind wieder voll vertrocknet. DAS wären die prognostizierten Superzellen gewesen! Der nächste Standpunkt war dann weiter westlich in der Nähe von Bad Kreuznach (Pos. 2) um nicht zu weit weg zu sein von der nach Norden ziehenden Linie.
Die vorgelagerte Zelle sah schon mehr nach Gewitter aus (man beachte außerdem die mindere Radarreflektiviät der lausigen Quellungen weiter oben in Hessen)
Und jetzt wurde es dynamisch! Wir mussten uns sputen, davor zu bleiben, denn die Linie schien die vorgelagerte Zelle gleich einzuholen. So bezogen wir einen erhöhten Standpunkt in der Nähe von Eppstein (Pos. 3)
Sehr Abwind-dominant und gewaltige Shelfcloud
Bei knapp 100er Böen hatten wir versucht noch irgendwie vorne zu bleiben. Es war in dem Gebiet allerdings sehr hügelig und es gab keine vernünftigen Straßen, so mussten wir abdrehen. Es lagen stellenweise auch schon Äste auf den Straßen!
Am weiteren Verlauft erkennt man, dass sich die Linie über Hessen und NRW nie ordentlich organisieren konnte, erst weit oben im Norden
Am Abend bei der Heimfahrt gab's in Bayern bei Metten/Deggendorf noch paar Blitze über der Donau in Blickrichtung Passau zu erhaschen
Alles in allem eine tolle Erfahrung so ein groß angelegtes Chasing, das nächste Mal nur bitte keine Flop-Lage
#### Standort #### aktuell: 2344 Maria Enzersdorf (225m ü.A.) bis 28.11.2017: 2571 Altenmarkt a.d. Triesting (430m ü.A.)