Von den mitteleuropäischen Medien bisher noch wenig beachtet, spielt sich in Russland ein ähnliches Drama ab wie vor einem Jahr: Große Waldflächen stehen in Flammen. Während im Alpenraum über den unbeständigen Sommer geklagt wird, suchen Hitze und Trockenheit weite Teile des riesigen Landes heim. Besonders betroffen von den Waldbränden sind der Süden sowie Teile Sibiriens. Weitgehend verschont wurde bisher die Gegend von Moskau, welche vor einem Jahr in die Schlagzeilen geriet.
Rekordverdächtige Temperaturen herrschten in den vergangenen Wochen wieder in weiten Teilen Russlands, insbesondere vom Kaspischen Meer über die Wolga- und Uralregion bis weit in den hohen Norden rund um Archangelsk. In Südrussland wurden Temperaturen von bis zu 45 Grad gemessen. Dazu kommt eine anhaltende Trockenheit, verursacht durch die seit längerer Zeit nahezu fehlende Westwindzirkulation, welche normalerweise vom Atlantik bis weit in die eurasische Kontinentalmasse reicht und diese zumindest sporadisch mit Regen versorgen sollte. Stattdessen herrschen südliche Winde vor, welche vom nahen Osten sehr heiße und trockene Luft über Zentralasien bis weit in den Norden transportieren. Die Großwetterlage ist somit ähnlich wie vor einem Jahr, als die Waldbrände vor allem rund um Moskau in die Schlagzeilen gerieten.
Quelle: wetter.tv - Abweichung der Temperatur im Juli 2011 gegenüber dem klimatologischen Mittel 1981-2010
Dass die diesjährigen Ereignisse trotz Sommerloch in den europäischen Medien bisher weitgehend unbeachtet blieben, liegt vor allem daran, dass bis zum jetzigen Zeitpunkt meist unbewohnte und abgelegene Gebiete von den Waldbränden betroffen sind. Die angerichteten Schäden sind hingegen nicht etwa geringer: Bisher fiel eine etwa doppelt so große Waldfläche den Flammen zum Opfer als 2010, und die Brände sind noch lange nicht unter Kontrolle. Es muss sogar befürchtet werden, dass in den nächsten Tagen neue Gebiete betroffen sein werden, denn die Hitzeblase verlagert sich nun langsam nach Osten, während sich die Temperaturen im Wolgabecken der jahreszeitlichen Norm angleichen. Die Trockenheit allerdings bleibt, lokale Gewitter sorgen nur für geringe Entlastung und können im Gegenteil durch Blitzschlag sogar neue Brände entfachen.
Bildquellen:
1) Fabienne Muriset, UBIMET 2) Earth System Research Laboratory, NOAA -
Mit besten & lieben Grüßen Obmann Hans-Jürgen Pross