Genua – Eine Flutwelle hat die italienische Küstenstadt Genua verwüstet. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben, zwei von ihnen angeblich Kinder. Mehrere Flüsse traten nach starken Regenfällen über die Ufer, einige Stadtviertel standen unter Wasser. Die Flut wälzte sich durch die Stadt, riss Autos, Bäume und Möbel aus tiefer gelegenen Wohnungen mit sich. Fünf Menschen wollten sich in einem Hauseingang in Sicherheit bringen, wurden aber vom Wasser mitgerissen und starben. Zwei von ihnen sollen Kinder sein, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa.
Nach mindestens vier Menschen suchen die Rettungsmannschaften am Fluss Ferreggiano weiter. Eine Frau war dort während der Wolkenbrüche von Autos erdrückt worden, die das Wasser mitgerissen hatte. Manche Bewohner mussten sich vor der steigenden Flut auf Hausdächer retten. Der Zivilschutz forderte dazu auf, sich den Wassermassen nicht zu nähern und auf Autofahrten zu verzichten. Der Ferreggiano zerstörte auch eine am Ufer liegende Gasleitung, so dass sich in der Gegend starker Geruch ausbreitete. Erst Mitte letzter Woche hatten Unwetter in Ligurien und der Toskana erhebliche Schäden angerichtet, mindestens zehn Menschen kamen um. Rom rief darauf für diese Regionen den Notstand aus. Viele Schulen blieben geschlossen. Vorsorglich war der knapp 1000 Einwohner zählende Ort Vernazza in der Gegend der Cinque Terre zuvor evakuiert worden. Dort hatte das Unwetter letzte Woche den besonders bei Touristen beliebten Hafen zerstört.
Entwarnung gibt es vorerst nicht: Am Wochenende erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) südlich der Alpen wieder heftige Unwetter. Auch die Schweiz und Frankreich müssen sich auf Starkregen einstellen – bis zu 100 Liter pro Quadratmeter täglich! Besonders hochwassergefährdet sind die Flüsse Po und Rhône, sagte Meteorologe Thomas Ruppert in Offenbach. Der Grund für den vielen Niederschlag sei ein Tiefdruckgebiet über dem westlichen Mittelmeer.
ZitatGENUA. Die schweren Unwetter, die seit Freitag Norditalien heimgesucht haben, ziehen jetzt nach Süden. Überschwemmungen wurden in der süditalienischen Region Kampanien gemeldet. Wegen der heftigen Winde fiel in Pozzuoli bei Neapel ein Baum auf ein Auto und tötete den Fahrer. Der Zivilschutz befürchtet, dass aufgrund des Regens der längste Fluss Italiens, der Po, über die Ufer treten könnte. Der Wasserpegel stieg am Sonntag beträchtlich. Vor allem unweit der Stadt Piacenza wächst die Sorge vor Überschwemmungen. Auch in der piemontesischen Stadt Alessandria wurde ein Stadtviertel überschwemmt. Die Bahnlinie zwischen Turin und Savona ist nach Erdrutschen unterbrochen.
Nach den sintflutartigen Überschwemmungen, die in Genua am Freitag sechs Menschenleben gefordert haben, steht Norditalien weiterhin im Bann der Unwetter. Heftige Gewitter mit Starkregen entluden sich auch in der Nacht auf Sonntag in Ligurien und im Piemont. In Ligurien mussten aus Sicherheitsgründen 1500 Personen ihre Wohnungen verlassen. Inzwischen sind Hunderte Feuerwehrmannschaften und Freiwillige im Einsatz, um die Straßen Genuas von Schlamm und Geröll zu befreien. Nach tagelangen Regenfällen haben sich die Straßen und Gassen der Stadt in reißende Bäche verwandelt. Der Fluss Bisagno trat über die Ufer und überschwemmte mehrere Stadtteile. Riesige Wasser- und Schlammmassen, die plötzlich durch eine Straße in der Innenstadt strömten, erdrückten vier Frauen und zwei Kinder, die in einem Hauseingang Zuflucht gesucht hatten.
Untersuchung gefordert
Die Justizbehörden Genuas leiteten Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung ein. Offensichtlich sei in der Stadt dort gebaut worden, wo man wegen der Gefahr von Hochwasser nicht hätte bauen dürfen. Wegen wilder Zementierung und des Baus vieler Tiefgaragen sei der hügelige Boden der Stadt Genua unsicher geworden. Unabhängig vom Klimawandel sei es unannehmbar, dass Ligurien immer wieder von Erdrutschen heimgesucht werde, betonte ein Staatsanwalt. Auch Präsident Giorgio Napolitano forderte eine Untersuchung bezüglich der Ursachen für die katastrophalen Erdrutsche in Genua. Empörte Bürger beschimpften am Samstag die Genueser Bürgermeisterin Marta Vincenzi. Sie habe keine Vorbeugemaßnahmen ergriffen, obwohl seit Tagen heftige Regenfälle angesagt waren. Erst vor zehn Tagen hatten verheerende Unwetter die Regionen Ligurien und Toskana heimgesucht, bei denen zehn Menschen ums Leben gekommen waren. Laut Wetterexperten könnte das schlechte Wetter im Norden über das Wochenende hinaus anhalten.
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