Leider ist die Online Version nicht ganz kostenlos, von daher hier auch nochmal zitiert:
ZitatDem Gewitter auf der Spur
Erst wenn sich die Österreicher in ihre Wohnungen verkriechen, sind die Stormhunters Austria in ihrem Element: Sie jagen und studieren Wetterextreme.
Von Andreas Tröscher
Hans-Jürgen Pross stand mit seinem Auto auf einem der sanften Hügel in der Steirischen Weinstraße und hatte Todesangst. Äste flogen durch die Luft, peitschten gegen die Scheiben, der Pkw schaukelte einem Abgrund zu, rundherum färbte sich der Boden weiß - Hagel. Fast eine Viertelstunde lang fürchtete Pross um sein Leben. "Ich war ortsunkundig. Das wäre mir fast zum Verhängnis geworden", sagt er heute. Dass er in eine "Supergewitterzelle" geraten war, hatte aber auch ein Gutes: "Mir wurde damals klar, wie sehr wir alle Wetterextreme unterschätzen." Nur wenige Monate nach dem Schlüsselerlebnis gründete der heute 30-Jährige einen ungewöhnlichen Verein: die Stormhunters Austria. Die Gewitterjäger verstehen sich kei neswegs als Adrenalinjunkies. Sie wollen von Unwettern vor allem eines: lernen.
Bevor es auf die Jagd geht, bedarf es akribischer Vorarbeit: "Wir überprüfen die Wetterkarten genau und beobachten gefährliche Wetterlagen schon zwei, drei Tage im Voraus." Schließlich gehe es auch darum, welches Team wo im Einsatz sei. 60 bis 80 Leute umfasst der "harte Kern". Sie sind ständig bereit, irgendwohin auszurücken. Ihr Brot verdienen sie sich in den unterschiedlichsten Berufssparten, was sie jedoch allesamt benötigen, sind geduldige Vorgesetzte. Kündigt sich eine Unwetterfront an, die es zu verfolgen gilt, brauchen die meteorologischen Weidmänner spontan einen freien Tag. Denn so zwischen Tür und Angel ein Gewitter zu jagen und es auch sinnvoll zu analysieren sei nahezu unmöglich.
"Normalerweise reichen zwei bis drei Leute pro Auto aus. Wir messen Temperatur, Windgeschwindigkeit und Feuchtigkeit", erzählt Pross. Ist die "Zelle" eingeholt, hält man zuerst einmal einen Sicherheitsabstand von ein paar Kilometern ein. "Im Juli gab es bei Schwechat einen Tornado. Da sind Leute direkt hineingefahren. So etwas ist unverantwortlich." Dass dabei nichts passiert sei, sei reines Glück, sagt Pross.
20 bis 25 Ausfahrten habe es heuer schon gegeben, die meisten davon im Juli. "Das war heftig. Wir kommen kaum mit den Auswertungen nach." Die Daten lieferten Aufschlüsse, die wiederum an Wetterstationen weitergegeben werden. Man wolle warnen und aufklären. "Es ist in puncto Extremwetter so wenig Bewusstsein vorhanden. Das war früher sicher besser. In den 1920er-Jahren war Österreich weltweit führend in der Tornadoforschung", sagt Pross.
Acht Jahre gibt es nun die Stormhunters Austria, und ihr Obmann zieht eine erkenntnisreiche Zwischenbilanz: "Die Anzahl der Schwergewittertage hat zugenommen, zugleich fehlt es an Tagen, wo es sich gemütlich einregnet. Das gibt es fast gar nicht mehr. Wir haben schon fast kontinentales Klima, klassische Übergangszeiten gibt es kaum noch. Gewitter, Trockenheit, Gewitter: Wir taumeln von einem Extrem ins andere."
Rechtschreibfehler sind Specialeffects meiner Tastatur! --- Austattung: Canon EOS 90D mit mehreren Objektiven Samsung Galaxy Note 10+ High End PC Laptop Auto mit 230V Wechselrichter ---