Hiermit zeig ich nun auch mal meinen Tornadofall vom 22.5.2009 in der Südsteiermark denn ich noch in meiner Skywarn Zeit verfasst habe...
Meldungsdetails:
Ort: Rannersdorf am Sassbach / Steiermark, Österreich Datum: 22.05.2009 Zeitpunkt (UTC): 18:15 UTC +/- 5 min Landnutzung: Land Intensität: F2 T4 Art: Tornado
Vorab eine größere Karte wo dieser Ort überhaupt liegt:
Durchgeführte Arbeiten: - Zelle für verantwortlichen Schaden gechast am 22.5.2009 - Augenzeugen befragt am 28.5 bzw. 29.5.2009 - Vorort Waldbegehung + Fotos der Schäden gemacht - 29.5.2009 - Genaue Ortsbestimmung mittels GPS am 31.5.2009 - Flug über Schadensgebiet am 31.5.2009
Nochmals zur Erinnerung wo ich mich mit meiner Schwester ungefähr befand. Luftlinie waren dies etwa 6km bis zum Schadensgebiet. Im Kreis eingezeichnet unser Standort und oben die Linie die vermutliche Tornadoschneise.
ebenfalls nochmals der Blick Richtung Nordosten... um 18:13 und 10 Sekunden
um 18:13 und 30 Sekunden..
und um 18:15...
müsste auch dieser Zeitpunkt gewesen sein wo es, da ein Augenzeuge mir berichtete dass er gegen 18:30 nachhause kam und bereits alles vorbei war. Der Feuerwehrkommandant aus Rannersdorf hat alles beobachtet aus einem Fenster und berichtete mir dass sich der Regen kreisförmig übers Dorf bewegt hatte und man Teile durch die Luft fliegen sah. Er meinte desweiteren dass es aussah wie ein Wirbelsturm ^^. Auch viele Häuser waren beschädigt, leider waren die meisten Schäden schon wieder behoben deswegen konnten wir was das betrifft nur mehr wenig fotografieren.
In dieser Karte ist nun die Schneise eingezeichnet, sie ging sogar noch knapp aber mit bereits weitaus weniger Schäden über Rannersdorf drüber...
bei Punkt 1 wie hier zu sehen begannen die Schäden mit Stammbrüchen und Entwurzelungen. Die Wurfrichtungen waren teilweise eine Linie entlang aber auch vor allem seitlich in andere Richtungen liegenden Bäumen...
etwas weiter zu PUNKT 2 diese Bilder...
bei Punkt 3 also schon ziemlich nahe am Dorf, etwas weniger Schäden aber immer noch ziemlich heftig.
so und nun bei Punkt 4 angelangt befinden wir uns im Dorf Rannersdorf. Anhand der Schäden dürfte hier nun aber der Sturm um einiges schwächer schon gewesen sein dennoch reichte es für einiges...
wie hier z.b dieser entwurzelter Obstbaum...
oder dieser Hütte wo es denn kompletten Dachstuhl weggerissen hat. + ein rießiger Ast liegt auf der Hütte *oha*
bei Punkt 5 angelangt befinden wir uns noch weiter im Dorf Inneren. Hier aber nahmen die Schäden rapide ab und die Schadenslaufbahn war zu Ende. Länge ca. 600 Meter.
So und heute schlußendlich flogen wir auch nochmals runter ins Schadensgebiet....
Hier gerade unser Pilot Herr Johann Matzhold bei Startvorbereitungen.Ihm gilt wieder einmal herzlichen Dank ;)
Diese Schneise heute war nicht gerade leicht zu finden weil sie wirklich sehr schmal war... aber hier bereits recht gut zu erkennen.
hier noch etwas deutlicher...
und hier etwas gezoomt wo man gut die gebogenen, geknickten und entwurzelte Bäume erkennt.
Meiner Meinung nach großes Glück für (rechts im Kreis) Rannersdorf, weil dies hätte wie man im Wald gesehen hat weit aus schlimmer ausgehen können. Nicht zu denken wenn dies ein F3 oder F4 gewesen wäre....
Bis Bald!
Mit besten & lieben Grüßen Obmann Hans-Jürgen Pross
Rannersdorf am Sassbach Steiermark Österreich (46.78 N, 15.70 E) 22-05-2009 (Freitag) 18:15 UTC (+/- 5 min)
basiert auf: Informationen in Foto(s) oder Video(s) des Ereignisses, einem Augenzeugenbericht, Foto(s) oder Video(s) der Schäden, einer Website, einem Augenzeugenbericht der Schäden Landnutzung: Land Landnutzung am Entstehungsort des Ereignisses: Land intensität: F2 T4 Intensitätsschätzung basiert auf Foto(s) oder Video(s) der Schäden, einem Augenzeugenbericht der Schäden. Gesamtdauer: 2 min. Die Trichterwolke wurde beobachtet. Eingebettete Wirbel wurden beobachtet. Zugrichtung: S-N Flur- und Forstschaden: from the Wood goes a 600 Meters destroy Line over the town Gesamtschaden: 5 A longlive Supercell comes from nourthwest, building a Shelf and at least the short lived Tornado.
Status der Meldung: Meldung bestätigt (QC1) Kontakt: Hans-Jürgen Pross [e-mail]
Mit besten & lieben Grüßen Obmann Hans-Jürgen Pross
Hier ist für mich der Sachverhalt allein aufgrund des Schadensbildes so gut wie eindeutig. Sehr schmale, längliche Schneise, sicher mehr als 10x so lang wie breit. Immer wieder uneinheitliche, stark abweichende Fallrichtungen von Bäumen oder Baumteilen, bevorzugt konvergent (aufgrund der geringen Breite meistens kreuzweise), die sich im durch nicht-tornadische Winde auch mit der Geländemorphologie kaum - in dieser Ausprägung eigentlich nicht - erklären lassen.
Dazu kommt die Aussage des Feuerwehrkommandanten aus Rannersdorf und die von hansi170 fotografierte Trichterwolke, die in Kombination mit den aufgetretenen Schäden für mich nur einen Tornado als Hauptverursacher der Schäden zulassen.
Die max. Intensität stufe ich in den oberen T3-Bereich, aber noch nicht in T4 - nur aufgrund dieses einen Obstbaumbildes http://img268.imageshack.us/img268/5030/cimg0652.jpg (in Krone zerissener Birne) will ich noch nicht T4 vergeben – dazu sieht mir dieser im Zweifel nicht fest genug aus.
Bei den Waldbäumen hat es keine besonders festen gebrochen oder geworfen – daher auch hier nur T3. Entweder waren die Bäume (v. a. Fichten) aufgrund der bereits von Mortimer beschriebenen Parameter etwas windwurfanfällig und wurden geworfen oder gebrochen oder die Standorte nass und labil – was Flachwurzeligkeit und damit ebenfalls erhöhtes Windwurfrisiko (auch bei Laubbäumen) zur Folge hatte.
Viele Grüße, Martin -
Re: 22.05.2009 - Tornado F1 T3 - Rannersdorf - Südösterreich
Beitrag von Forstexperte am Mi Jun 03, 2009 11:44 pm Hallo Hans-Jürgen,
Die von Dir und Mogli dokumentierten Sturmschäden sind alle frisch, rühren offenbar von diesem Ereignis her. In der Schneise selbst sind Lichtungen, d. h. schon seit Jahren waldfreie Bereiche, die Angriffspunkte markieren – siehe dieses Bild: http://img.album.de/files/images/big/132/13296912688892.jpg
Hier wurden mehrere Eichenkronen geköpft, diese Bäume waren stabil, da spielten Waldinnenrandeffekte oder eine Schwächung der Bestandesstruktur durch Lücken und Löcher sicher keine Rolle. Zudem muss aufgrund dieses Schadens die Intensität in T4/F2 hoch gestuft werden.
Leider sind die Luftbilder nicht besonders scharf, man kann kaum Details erkennen. Allerdings sind bei genauem Hinsehen im Luftbild http://img198.imageshack.us/img198/4969/cimg0716.jpg in etwa der Mitte des zu sehenden Schneisenverlaufs die Schäden überwiegend rechts von der grünen Freifläche, wurden durch diese offenbar nicht oder nur wenig beeinflusst.
Der hier zusehende Baum (Birke) http://img.album.de/files/images/big/132/13297176132781.jpg wurde sicher auch durch den Aufschlag der teilweise hängen gebliebenen Fichtenkrone mit entastet und entlaubt. Allerdings ist aus dem Bild nicht ersichtlich, ob hier ein Fichtenteil beim Umfallen des ganzen Baumes in der Birkenkrone hängen geblieben ist, oder ob dieser verfrachtet wurde.
http://img.album.de/files/images/big/132/13297056665976.jpg Hier werden wieder sehr hohe Windgeschwindigkeiten (T3-T4) in etwas größerer Höhe (ca. 20 m) angezeigt. Interessant, dass die Fichtenkronen standgehalten haben. Auch durch einen sehr schmalen (Sub)vortex, der nur die Eichenkronen erfasst hat, erklärbar (muss aber nicht so gewesen sein).
http://img.album.de/files/images/big/132/13296502685597.jpg Der fehlende Erdballen hat seine Ursache in der weitgehend fehlenden Feinwurzelmasse, die die Erde bindet. Diese Fichte war also „wurzelkrank“ und damit sehr labil, die Verbindung von Wurzel zur Bodenmatrix nur noch ungenügend.
http://img.album.de/files/images/big/132/13296486861070.jpg Dieser Schaden markiert einen eher stabileren Waldabschnitt – der „Effekt einer geschwächten Bestandestruktur“ scheidet hier aus, zumal die labileren Fichten rechts hinten im Bild stehen geblieben sind.
http://img.album.de/files/images/big/132/13296427122119.jpg Von einzelnen Torsionsbrüchen darf man nicht auf einen wirbelhaften Sturm schließen, die Baumgeometrie spielt hier die entscheidende Rolle. In diesem Fall möglicherweise die Faulstelle in der Stammmitte unten. Daher auch kein T4-Schaden, trotz Torsionsbruch an Eiche.
Weiter für Tornado sprechen wie bereites geschrieben, die rel. lange, schmale und insges. leicht S-förmig gekrümmte Schneise und die wiederholt an mehreren Stellen auch durch Waldkanten und Geländeeffekte so nicht erklärbaren sehr unterschiedlichen Fallrichtungen.
Daher schließe ich hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf einen Tornado mit der max. Intensität von T4/F2 als Hauptverursacher der Schäden.
Viele Grüße, Martin
-- Herr Alois M. Holzer:
Zitat Sehr geehrter Herr Pross!
Ich hab mir die bisherigen Analysen und Diskussionen und Fotos jetzt genau durchgeschaut und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
Es handelt sich hier mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Tornado mit sehr geringem Durchmesser, vieleicht ähnlichem jenem, der im Vorjahr in Schweden gefilmt wurde, wo, wie auf Youtube zu sehen, der (auskondensierte) suction vortex am Boden nur wenige Meter Durchmesser hatte. https://www.youtube.com/watch?v=r08pzhA1iHM
Freilich, ein Gustnado lässt sich bei solchen Fällen nie ganz ausschließen. Ich glaube aber, dass man mit gutem Gewissen eine reine Tornado-Einstufung vornehmen kann in der Datenbank.
Hat Skywarn oder haben sie schon einen Eintrag dazu in die ESWD gemacht?
Überzeugt hat mich: Das extreme Verhältnis von Länge der Schadensspur zur Breite, das einen Microburst quasi ausschließt. Dazu noch die Waldfotos mit den wirren Spots.
In Sachen Intensität schließe ich mich Martin Hubrig an, würde auch F2/T4 vergeben aufgrund der schon von Ihm genannten Kriterien.
Die Fotos von den Gewitterwolken selbst sind wenig überzeugend und helfen nicht weiter, aber der Fall an sich ist in meinen Augen doch sehr klar: F2/T4-Tornado, kurzlebig und extrem schmale Spur.
Schöne Grüße Alois M. Holzer
PS.: Sie können meine Antwort (wenn, dann bitte nur 1:1) gern im Forum veröffentlichen.
Mit besten & lieben Grüßen Obmann Hans-Jürgen Pross
Spitzenarbeit Hansi! Am Fall dran geblieben, zwei Experten bestätigen die Annahme! Schade, dass auf den Wolkenfotos nichts zu sehen ist, aber der wird sich da gut versteckt haben ;)
EDIT: Hab mir gerade das VIdeo von Stockholm angesehn. Da sieht man richtig wie schmal der ist, aber welche Kraft der entwickelt. Der kleine Baum am Straßenrand wird weggerissen, die Rind vom unteren Stamm fliegt nur so weg... Sehr cool
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