Meldungsdetails:
Ort: Absberg, Hippersdorf / Niederösterreich, Österreich
Datum: 26.05.2010
Zeitpunkt (UTC): 11:10 UTC +/- 5 min
Landnutzung: Land
Intensität: F1 T3
Art: Tornado
Sonstige Infos:
Durchgeführte Schadensanalyse: Active Stormhunter @angelfury @fiby
Weiterführende Links:
http://www.afkdo-kirchberg.at/neuigkeite...rossweikersdorf
http://www.pistipixel.at/fotogalerie/cat...nd-absberg.html
http://www.mswetter.com/2010/05/tornados...-detektion.html
Bilder & Videos:
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Dokumentation der Schäden des Tornados von 26. Mai 2010
*) Datum der Besichtigung: 03.06.2010
*) Schadensbereich: Hippersdorf – Absberg Kellergasse
*) Angerichteter Schaden: schwere Schäden an der Vegetation (Baumbruch, Bäume entwurzelt); Dächer teils oder ganz abgedeckt; Vereinzelt schwere Sachschäden an Gebäuden, mittelmäßige und schwere Schäden an Fahrzeugen durch umherfliegende Trümmer
*) Uhrzeit: 13:00 – 13:30
Auf dieser Karte haben wir den Weg des Tornados angezeichnet, den wir aufgrund entstandener Schäden ziemlich exakt rekonstruieren konnten. In Blau sein Weg in Bodennähe, jedoch ohne Bodenkontakt. In Rot die Spur der Schäden. Leider ist auf GoogleMaps keine schärfere und nähere Aufnahme des Bereiches möglich.
Laut Augenzeugenberichten begann sich etwa in Kirchberg am Wagram die Funnel Cloud auszubilden und sich dem Boden entgegenzustrecken. Eine Augenzeugin fuhr mit ihrem PKW parallel zum Tornado auf der Bundesstraße nach Hippersdorf und lieferte uns wertvolle Hinweise, aufgrund derer wir den ersten Touch Down an der Ortsgrenze Hippersdorf (NW) exakt lokalisieren konnten. Nachdem er in Hippersdorf und dem Waldstück im Osten des Dorfes zahlreiche teils schwere Schäden verursacht hat verlor der Tornado scheinbar direkt am Gleis der vorbeiführenden Bahnstrecke den Bodenkontakt.
Etwa 500 Meter weiter südöstlich, direkt an der Kreuzung der Absberger Kellergasse konnten wir den zweiten Touch Down aufgrund der Schäden in der Vegetation ziemlich genau lokalisieren. Dort verwüstete er direkt beim Bodenkontakt einen Teil eines Waldstückes (teils Baumbruch, teils entwurzelt) und zog dann über den Heurigenkeller der Familie Treiber, der jedoch nur geringe Schäden davon trug (etliche Dachziegel, die sich hoben) und an der Böschung weitere Bäume entwurzelte. Anschließend zog er ein Stück die Kellergasse hinauf bevor er einen Haken nach Norden schlug. Nach dem Zertrümmern einer Linde entwurzelte er auf einer Wiese weitere Bäume bevor er erneut einen Haken nach Osten schlug und über das Grundstück der Familie Ecker zog. Dort hob er bei zwei Dachgiebeln etliche Dachziegel und entwurzelte einen Nussbaum, der mittig auf das Dach einer Holzscheune kippte und das Dach zerstörte. Anschließend zog er in Richtung Südost, wo er nochmals zwei Bäume zertrümmerte und die Baumkronen 30 bis 50 Meter weit in das dahinter liegende Feld verstreute. Anschließend verlor er wieder den Bodenkontakt und löste sich folgend auf. Aufgrund der Situation am Ende seines Weges liegt von mir die Vermutung nahe, dass er sich zu einem Multivortex aufgespalten hat. Die letzten beiden Bäume, die ihm in dem Bereich zum Opfer gefallen sind, stehen etwa 10 Meter auseinander. Aufgrund der Vegetation lässt sich ablesen, dass die Schadensrichtung bei beiden exakt die gleiche war und es konnten sich keine Hinweise auf Wenden in der Zugrichtung mehr finden lassen. Und leider konnten wir dafür keine Augenzeugin finden.
Die Schäden im Genauen:
*) Hippersdorf – Böschung *erster Touch Down*
Am Rand des angrenzenden Feldes lässt sich aufgrund der Pflanzen ziemlich genau sagen, wann und wo er den Boden berührt hat. Er ist dort schräg in das Feld gezogen und hat an der Böschung umgehend etliche Äste gebrochen und Bäume entwurzelt.
*) Hippersdorf – Dorf im Allgemeinen
Nach seinem Touch Down hat er eine große Scheune abgedeckt. Der Schaden war jedoch bei unserem Eintreffen bereits behoben. Unweit davon hat er eine Holzscheune gehoben bzw. das Gebäude etwas verzogen, bevor er einer kleinen Zierbaumreihe schwere Schäden zugefügt hat. Anschließend hat er das Dach der örtlichen Kapelle zum Teil abgedeckt. Leider war auch dieser Schaden bereits behoben, anhand der Dachziegel lässt sich jedoch der angerichtete Schaden ablesen. Nach der Kapelle hat er eine alte Scheune völlig abgedeckt und nur wenige Meter weiter Teile einer anderen Halle von seinen Eternitplatten getrennt, welche auf dem Grundstück der Familie Komarek etwa 100m entfernt gefunden wurden. Auf dem weiteren Weg hat er vereinzelt Dachziegel gehoben, bis er von einem Familienhaus einen Schornstein gehoben und durch die Heckscheibe des Autos von Herrn Komarek Jun. geschossen hat.
*) Hippersdorf – Familienbetrieb Komarek (zwischen 13:00 und 13:15)
Als erstes brach der Wirbel über das Wohnhaus der Familie Komarek herein und deckte das halbe Dach ab, wiederum zu erkennen an den Dachziegeln. Er schlug einen Haken und verwüstete den Garten. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt. Der Stützpfeiler einer Gartenlaube wurde gehoben und aus seiner Verankerung gesetzt. Ein im Innenhof stehendes Trampolin (geschätzt 150 kg schwer) wurde hoch gewirbelt und durch den Innenhof geschleudert. Eine Trauerweide – geschätzt 20 Meter hoch – wurde regelrecht zerrissen. Die abgerissenen Äste wurden zu Geschossen, die zwei Scheunendächer auf dem Grundstück sowie ein abgestelltes Auto schwer beschädigten. Teile der Äste rasten wie Projektile in ein Fieberglastor und blieben darin stecken. Ein Vordach wurde weggerissen was Risse in der Abdichtung einiger Fenster dahinter zur Folge hatte. Nach einer weiteren Wende zog er über das Betriebsgelände. Gehobene Dachziegel zerstörten zwei weitere Autos (darunter ein Sammlerstück von BMW). Vom Silo der ehemaligen Tischlerei wurde der Schartenfänger gerissen (etwa 1,5 Tonnen schwer) und im Innenhof herumgeschleudert. Das Flachdach einer der Fertigungshallen wurde regelrecht zerfetzt. Stellenweise senkt sich nun das Dach dieser Halle. Die Hauptfertigungshalle erlitt selbiges. Das Dach wurde komplett gehoben, wodurch Risse in der Stützwand darunter entstanden als das Dach zurückfiel. Stellenweise senkte sich auch hier das Dach und muss gestützt werden, um ein Einbrechen der Halle zu verhindern. Zusätzlich wurde eine große Gasleitung massiv beschädigt. Das Zufahrtstor wurde an der Oberseite an den Angeln etwa 3 cm nach Außen gebogen. Laut Herrn Komarek sen., dem Firmenbesitzer, entstand bis dato ein Sachschaden von EUR 240.000 und weitere Kosten sollen anstehen. Auch indirekte Finanzschäden durch den Erwerbsverlust sollen auf den Betrieb zukommen, da der Betrieb, der in der technischen Entwicklung zusammen mit der TU Wien an einem Projekt arbeitet, geschätzte 3 Monate still stehen wird. Laut den Aussagen der Familie soll der Tornado etwa eine Minute lang über dem Grundstück gewütet haben. Frau Komarek und ihre kleine Enkelin sind gerade zuhause angekommen als der Tornado auf das Grundstück losgegangen ist. Angeblich haben die beiden es im letzten Moment in das Haus geschafft.
*) Hippersdorf Wald
Nach dem Verwüsten des Betriebes schlug er einen Haken nach SO und raste in den Wald. Die dort entstandene Schneise variiert von einem Meter bis zu 4 bis 5 Metern Breite. Zahlreiche Bäume wurden abgebrochen oder entwurzelt. Mitten im Wald konnten wir sogar zwei leere Mülltonnen finden. Am östlichen Waldrand, direkt an den Bahngleisen, schien er den Bodenkontakt wieder zu verlieren. Die Hecke am Bahnsteig war noch nach außen (Osten) gebogen, am Feld dahinter konnten wir keine Schäden finden.
*) Absberg Kellergasse – Waldstück *zweiter Touch Down*
Etwa 500 Meter weiter südöstlich, direkt an der Kreuzung der Absberger Kellergasse, erreichte er erneut Bodenkontakt. Zahlreiche Bäume in einem Radius von etwa 20 Metern wurden zerbrochen oder entwurzelt. Die Äste lagen in einem Feld in einem Radius von etwa 20 bis 30 Metern um das Waldstück auf der anderen Straßenseite verteilt. Auch eine Gassenlaterne fiel ihm zum Opfer. Der Touch Down ließ sich relativ schön lokalisieren und befindet sich fast zentral in der Verwüstungsstelle. Laut Herr Treiber soll auf dem Feld zwischen der Absberger Kellergasse und Hippersdorf gerade ein Gemeindearbeiter mit Gehörschutz mit einer elektronischen Motorsense das Gras gemäht haben und nichts davon mitbekommen haben, obwohl er nur wenige Meter entfernt war. Angeblich erst als die Feuerwehr vorbei fuhr hat er sich umgedreht und das verwüstete Waldstück direkt hinter ihm gesehen haben. Leider wissen wir keinen Namen und konnten kein Gespräch anbahnen.
*) Absberg Kellergasse – Heurigen Familie Treiber (etwa 13:15 bis 13:20)
Direkt nach dem Auftreffen hat er sich weiter nach Südost über die Straße bewegt und ist dort über den Heurigen der Familie Treiber hergefallen. Das Gebäude erlitt zum Glück und geringe Schäden in Form einiger abgedeckter Dachziegel. Eine der Sitzflächen einer Jausenbank neben dem Gebäude wurde vom Verbund gerissen. Nach einem kleinen Haken entwurzelte er an der Böschung weitere Bäume und schlug erneut einen Haken nach Norden.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Herr Franz Dam sen. in seinem Keller nur wenige Meter entfernt. Gegen 13:15 hörte er das Tosen des Tornados und warf einen Blick hinaus. Ein Holzstück raste direkt auf seine Kellertür zu und keilte sich ein sodass er die Tür nicht mehr ganz schließen konnte, er selbst erlitt neben einer „unschönen Erinnerung“ keine Verletzungen. Laut seinen Schilderungen war in diesem Moment der Rüssel des Tornados über dem Waldstück etwa 3 bis 4 Meter breit und drehte sich wörtlich „wie ein Ringelspiel“. Der Tornado wütete dort etwa 5 Minuten lang über dem Waldstück und der Kellergasse. (Quelle: Telefonat mit Herrn Dam Franz, 4.6.2010; 12:30)
Anschließend zog er die Kellergasse ein Stück hinauf (rund 50 Meter) bevor er wieder einen Haken nach Norden schlug.
*) Absberg Kellergasse – Wiese
Nach seinem Haken zertrümmerte er eine große Linde, überquerte die Straße und brach auf eine kleine Wiese herein. Einige Bäume wurden entwurzelt und auf der Wiese verteilt. Bevor er am Nordende erneut einen Haken schlug, der ihn nach SO führte, entwurzelte er zwei weitere Bäume und legte diese quer über die Straße.
*) Absberg Kellergasse – Grundstück Fam. Ecker (zwischen 13:15 und 13:30)
Nach dem Verwüsten der Wiese zog er über das Haus der Familie Ecker. Dort deckte er die Spitzen zweier Dachgiebel ab, verschonte das Wohnhaus sonst aber. Nach dem Wohnhaus riss er einen Nussbaum aus der Erde und schleuderte ihn mittig auf das Dach der Holzscheune auf dem Grundstück, das zentral unter der Wucht einbrach. Da das Haus mit Lärmschutzfenstern ausgestattet ist bemerkte Frau Ecker, die gerade am PC arbeitete, das Geschehen erst recht spät. Als sie nach Draußen ging um nachzusehen war der Tornado bereits über dem Grundstück hinweggezogen. Sie war vom Nussbaum in ihrer Scheune zu schockiert, um den Tornado zu beobachten.
*) Absberg Kellergasse – Bäume vor einem Feld
Zum krönenden Abschluss zerfetzte er zwei weitere Bäume an der Bundesstraße und schleuderte die Einzelteile der Baumkronen 30 bis 50 Meter weit in das angrenzende Feld dahinter, manche vielleicht noch weiter. Das Seltsame an der dortigen Situation ist, dass die beiden Bäume etwa 10 Meter auseinander stehen. Beide sind jedoch in derselben Zugrichtung zerstört worden, obwohl sie in einer Linie stehen, die die Zugbahn des Tornados beinahe im rechten Winkel überschneidet.. Das beweisen die Sträucher darunter, die jeweils in exakt dieselbe Richtung über eine Böschung unterhalb der Bäume gebogen sind. Auch das Gras auf der anderen Straßenseite ist nach wie vor in dieselbe Richtung umgebogen. Meinerseits vermute ich dass sich der Tornado gespalten haben könnte, um diese Situation zu erzeugen. Leider wäre Frau Ecker die einzige gewesen, die das hätte bestätigen können. Jedoch war sie, wie bereits erwähnt, zu schockiert, als dem Tornado ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Wie auch immer, nachdem er die beiden Bäume zerstört hatte, schien er abermals den Bodenkontakt zu verlieren. Im Feld dahinter konnten wir keine weiteren Schäden mehr sehen. Auch ein Video, das gegen 13:30 gemacht wurde (siehe weiter oben im Thread) belegt uns dass sich zu dieser Zeit der Wirbel aufgelöst hat, als er in Richtung Absdorf weiter gezogen wäre.
Zahlreiche im Internet kursierende Berichte über die Schäden des Tornados sind als sehr gering wahrheitsgetreu einzustufen. Insgesamt zog sich der Tornado in diesem Bereich etwa über eine Strecke von etwa 3 km. Aus dem erhaltenen Videomaterial, das den Tornado vor seiner Auflösung zeigt, lässt sich ablesen, dass der Rüssel zwar recht schmal war, aber eine enorme Kraft besaß, was die dokumentierten Schäden bezeugen. Die offizielle Bewertung spielt die Gefährlichkeit des Tornados enorm herunter.
anbei nun noch einige Bilder Ramona Marhold...
Herzlichen Dank!
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