Gleich zwei kräftige Stürme, "Ulli" und "Andrea", zogen Anfang Januar 2012 innerhalb von nur drei Tagen über das nördliche Mitteleuropa hinweg. Von den Britischen Inseln über Nordfrankreich, Benelux und Deutschland bis nach Tschechien und Polen traten Sturm- und schwere Sturm-, an den Küsten und im höheren Bergland Orkanböen auf. In Bayern kam eine Frau ums Leben, auf den Britischen Inseln und im Ärmelkanal starben zwei Männer. Die Stürme richteten verbreitet Schäden an.
Wetterlage
Westwindgeprägt und damit zum einen ungewöhnlich mild, zum anderen zeitweise stürmisch präsentierte sich die erste Winterhälfte 2011/12 in West- und Mitteleuropa. Innerhalb einer - von kurzen Unterbrechungen abgesehen - gut ausgeprägten Frontalzone entwickelten sich im Dezember und Anfang Januar immer wieder kräftige Tiefdruckgebiete, die insbesondere den westlichen und nördlichen Teilen des Kontinents wiederholt Sturm brachten. Gleich zu Beginn des neuen Jahres zogen innerhalb von nur drei Tagen zwei Sturmtiefs, "Ulli" und "Andrea" auf ähnlichem Wege über das nördliche Mitteleuropa ostwärts.
Nur etwas mehr als zwei Wochen nach einer der ausgeprägtesten Kältewellen der vergangenen Jahrzehnte machte sich Ende Februar / Anfang März 2012 ungewöhnlich milde Luft über Mitteleuropa breit. Im Schweizer Tessin wurde die Sommermarke nur knapp verfehlt, am Hochrhein zum ersten Mal im jungen Frühjahr ein Höchstwert über +20 °C gemessen.
Wetterlage
Als ein Monat der temperaturtechnischen Gegensätze präsentierte sich der Februar 2012 in Mitteleuropa. Rekordtiefsttemperaturen in den ersten beiden Wochen standen einem äußerst milden Finale mit ersten frühlingshaften Tagen gegenüber. Am Ende fiel der Monat in Deutschland mit einer negativen Abweichung von 3,0 K im Flächenmittel gegenüber dem klimatologischen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 zwar deutlich zu kalt aus, die zwischenzeitlich sogar zweistellige negative Abweichung wurde zum Monatsende hin aber schließlich noch größtenteils abgebaut.
Der Grundstein für die erste frühlingshafte Witterungsperiode im Jahre 2012 wurde am 26.02. gelegt, als an der Südflanke eines ausgeprägten Tiefdruckkomplexes im Bereich Island/Grönland ein massiver Vorstoß subtropischer Warmluft auf den Nordatlantik in Gang kam. Mit der kräftigen Strömung wurde diese innerhalb von zwei Tagen zu den Britischen Inseln geführt und hatte demnach kaum Zeit sich über dem etwa +10 bis +15 °C kalten Wasser nachhaltig zu erwärmen. Der massiven Warmluftadvektion entsprechend wölbte sich über Westeuropa ein mächtiger Hochdruckrücken auf, aus dem zum 28.02. ein eigenständiges Höhenhoch hervorging. Es verlagerte sich im weiteren Verlauf langsam über Frankreich und die Westalpen südostwärts und wurde Anfang März zum südlichen Bestandteil eines von Nordafrika über das westliche Mittelmeer und Mitteleuropa bis nach Grönland reichenden Konstrukts hohen Geopotentials. Dabei hatte sich innerhalb der weit im Norden verlaufenden Frontalzone über dem Nordmeer ein neuer, ebenso mächtiger Rücken als nördlicher Teil aufgesteilt.
Mitte Juni 2012 stellte sich über Zentraleuropa eine über mehrere Tage andauernde schwülwarme bis schwülheiße und instabile Wetterlage ein. In deren Verbindung gingen vom 16. bis 21.06. vor allem über Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien und der Schweiz mehrfach und regional heftige Gewitter nieder, die mit Starkregen, Überschwemmungen, Hagelschlag und Sturm für erhebliche Schäden sorgten.
Wetterlage
Nach einer vorangegangenen, für die Jahreszeit deutlich zu kühl ausgefallenen Woche, drehte der Juni 2012 ab Mitte des Monats wettertechnisch für mehrere Tage kräftig auf. In der oberen Troposphäre positionierte sich das langwellige Trog-Rücken-Muster der planetaren Frontalzone über dem europäischen Raum relativ stationär, so dass über längere Zeit hinweg ein Höhentrog über dem Ostatlantik verweilte und sich über Osteuropa ein Höhenrücken manifestierte. Zentraleuropa und der Alpenraum befanden sich dabei im Übergangsgebiet zwischen Trog und Rücken. Die großräumige Druckkonstellation und die damit einhergehende südwestliche Strömung begünstigte in der Südosthälfte Europas die Zufuhr feuchtwarmer bis feuchtheißer Luftmassen. Gleichzeitig verblieb die Nordwesthälfte des europäischen Kontinents in kühlerer Atlantikluft. Die Temperaturkarten im 850-hPa-Niveau, etwa 1.500 Meter über dem Meeresspiegel entsprechend, verdeutlichen die über mehrere Tage hinweg ähnlich ausfallende Temperaturverteilung über Europa. In der Meteorologie werden Temperaturkarten für das 850-hPa-Niveau erstellt, da in dieser Höhe der Einfluss des heterogenen Untergrundes und die Land-See-Gebirge-Verteilung größtenteils vernachlässigbar ist. Damit können unterschiedliche Luftmassen unabhängig von der im Sommer häufig stark ausfallenden tageszeitlichen, bodennahen Erwärmung besser dargestellt werden. Zumeist drängten sich die Isothermen über dem mitteleuropäischen Raum besonders stark, dies vor allem am 16. und 18.06. Mehrere, in der Höhenströmung eingelagerte Kurzwellentröge streiften vom 16. bis 21.06. den zentraleuropäischen Kontinent und sorgten für Labilisierung und Hebungsprozesse. Mit deren Passagen kamen jeweils mehr oder weniger kräftig ausfallende Bodenzyklogenesen in Gang, die, gekoppelt mit den Höhenwinden, Frontensystemen, bodennahen Strömungskonvergenzen und zuvor stattgefundener Einstrahlung, für die Auslösung teilweise heftiger Gewitter verantwortlich waren. Im Alpenraum trug die Orographie entscheidend dazu bei, dass sich regional unwetterartige Gewitter ausbildeten. Insgesamt waren über Mitteleuropa und über dem Alpenraum die entscheidenden Zutaten für die Gewitterentstehung knapp eine Woche lang gegeben: feuchte, energiereiche Luftmassen, labile Schichtung und häufig bereitgestellte Auslösemechanismen für die Entwicklung hochreichender Konvektion mit mächtigen Gewitterwolken.
850 hPa Temperatur Quelle: wetter3.de
Quelle: wetter3.de
Nachtgewitter in Bayern Quelle: Wetterzentrale-Forum
Zum Ende des meteorologischen Sommers erlebten West- und Mitteleuropa im August 2012 die heißesten Tage des Jahres und seit Jahren. Vielfach wurden Höchsttemperaturen über +35 °C gemessen, mit fast +40 °C verfehlte Dresden einen neuen deutschen Hitzerekord nur knapp. Ungewohnt hohe Temperaturen traten auch auf den Gipfeln der Mittelgebirge und der Alpen auf. Teilweise unwetterartige Gewitter beendeten die kurze, aber markante Hitzewelle.
Wetterlage
Nach einem bis dahin äußerst durchwachsenen Sommer ohne ausgeprägte Hitzewellen und längere stabile Schönwetterphasen schien sich das grobe Muster auch Mitte August fortzusetzen. So beendete am 16. die Okklusion eines kräftigen Tiefdruckgebietes ("Xenja") bei den Britischen Inseln einen kurzen Vorstoß subtropischer Warmluft abrupt. Anders als in den Wochen zuvor verweilten jedoch das Tief und der übergeordnete, umfangreiche Höhentrog über dem östlichen Nordatlantik und West- und Mitteleuropa somit auf dessen Vorderseite in einer südwestlichen Strömung. Nachdem sich das durch die vorübergehende Kaltluftadvektion entstandene Bodenhoch ("Achim") mit seinem Schwerpunkt zum östlichen Mitteleuropa verschoben hatte, wurde zum 17. der Weg frei für seit längerer Zeit über Nordafrika und Südwesteuropa bereitstehende Heißluft, die etwa eine Woche zuvor bereits in Spanien für neue Hitzerekorde gesorgt hatte . Am Morgen des 18. erreichte die +20-°C-Isotherme in 850 hPa den Südwesten Deutschlands und 36 Stunden gar den Süden Dänemarks. Etwa zur gleichen Zeit, am Abend des 19., konnten in diesem Druckniveau über dem Oberrhein rekordverdächtige Werte über +26 °C analysiert werden.Rückwärtstrajektorien beispielsweise für Karlsruhe für diesen Zieltermin zeigen jedoch, dass es sich nur in höheren Schichten tatsächlich um heiße Subtropikluft gehandelt hat, in tieferen Niveaus jedoch ursprünglich atlantische Luftmassen einbezogen wurden. Dies erklärt den Aufbau einer Inversion, die exemplarisch in der Radiosondierung von Idar-Oberstein vom 19., 12 UTC zwischen 850 hPa und 900 hPa sichtbar ist und die durch die Mitte August bereits reduzierte Sonneneinstrahlung im Tagesverlauf nicht mehr vollständig abgebaut werden konnte. Eine infolge kräftiger Regenfälle wenige Tage zuvor angefeuchtete Grundschicht sowie zusätzlich mit der Heißluftmasse advehierte Staubpartikel in größeren Höhen der Troposphäre und damit eine verminderte Einstrahlung verhinderten an diesem Tag in Kombination mit den genannten Faktoren Höchsttemperaturen jenseits der +40-°C-Marke, die aufgrund des Potenzials der Luftmasse durchaus denkbar gewesen wären. Jeweils +38,9 °C machten Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz und Saarbrücken-Burbach im Saarland zu Spitzenreitern im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes (DWD), eine bekannte private Wetterfirma konnte im ebenfalls rheinland-pfälzischen Göllheim sogar +39,2 °C messen. Verbreitet wurden Höchstwerte um +35 °C registriert, mit ablandigem Südwind auch unmittelbar an den Küsten (z. B. Putbus/Rügen +34,0 °C). An 21 von 118 Stationen deutschlandweit wurden neue Rekorde für die zweite Augustdekade verzeichnet, die meisten davon im Norden. Im Süden reichten die Maxima dagegen oftmals nicht ganz an die vor allem im August des Hitzesommers 2003 beobachteten Werte heran. In Österreich bis zu 37°C
Nachdem in Deutschland und in den angrenzenden Ländern nur eine Woche zuvor örtlich Wärmerekorde für den Oktober gebrochen worden waren, brachte ein früher Wintereinbruch Ende Oktober 2012 Kälte und Schnee bis in tiefe Lagen. Neben vereinzelten Rekordschneehöhen traten im Verlauf der kalten Witterungsepisode auch einige Kälterekorde bezogen auf den Oktober auf.
Wetterlage
Innerhalb von nur einer Woche stellte sich die großräumige Situation dabei grundlegend um. War zum Ende der zweiten Oktoberdekade 2012 eine ausgeprägte Südwestlage vorherrschend, drehte die Strömung zumindest in der unteren Troposphäre auf nördliche Richtung und führte zwar erwärmte, für die Jahreszeit aber noch immer sehr kalte Luft arktischen Ursprungs nach Mitteleuropa. In 850 hPa (ca. 1.500 Meter Höhe) gingen die Temperaturen über Deutschland gebietsweise bis -8 °C zurück. Die Rückwärtstrajektorien für Karlsruhe zeigen für den 28., 6 UTC Herkunftsgebiete der in 950 hPa (ca. 700 Meter Höhe) ankommenden Luftmasse aus der unmittelbaren Umgebung des Nordpols, in 850 hPa bei Spitzbergen und in 700 hPa (ca. 3.000 Meter Höhe) in Südgrönland. Der Kaltlufttransport geschah auf der Rückseite eines umfangreichen nordosteuropäischen Tiefdruckkomplexes mit dem steuernden Zentrum "Ursula" über dem Weißen Meer und einem an dessen Kaltfront entstandenen Randtief, "Veronika". Mit Hoch "Mario" über dem Südosten Grönlands und Tief ex-"Rafael" bei der Iberischen Halbinsel auf der einen sowie dem erwähnten Tiefdruckkomplex und hohem Luftdruck über dem südöstlichen Mittelmeerraum auf der anderen Seite formierte sich zum 25. ein klassisches Viererdruckfeld, in das die Kaltfront von "Ursula" - die im weiteren Verlauf der sich kräftig entwickelnden "Veronika" zugeordnet wurde - hineinlief. Demzufolge konzentrierten sich die Unterschiede der prä- und postfrontal lagernden Luftmassen auf immer engerem Raum, was am 26. insbesondere bei den Messwerten von Temperatur und Feuchtigkeit zum Ausdruck kam. Knapp zweistellig positive Taupunkte in Baden-Württemberg und Bayern standen am frühen Nachmittag vom Betrag her ebenso große negative Werte in Brandenburg gegenüber. Dabei wurden zunächst mehrere Bereiche, später nur noch eine Zone mit großen Temperatur- und Feuchtegradienten analysiert.
Zitat Schnee im Oktober: Viele Regionen in Österreich weiß
Es ist ein seltenes Ereignis: Schnee im Oktober. Am Wochenende waren viele Regionen Österreichs weiß. Auch in der Nacht auf Montag leistete Frau Holle vielerorts ganze Arbeit, so auch in der Bundeshauptstadt. Über zehn Zentimeter der weißen Pracht blieben in Teilen Wiens liegen.
Zahlreiche lokale Unwetter sorgten im abgelaufenen Jahr in Salzburg für Millionenschäden. Der Katastrophenfonds des Landes zahlte Betroffenen bis zu 30 Prozent des Schadens. Im Jahr 2012 waren das 2,5 Millionen Euro.
Von einem rekordverdächtigen Jahr 2012 spricht man beim Landesfeuerwehrkommando. Allein bei den Brandeinsätzen gab es ein Plus von rund zehn Prozent. Insgesamt gab es 47.104 Einsätze.
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