ZitatEs ist die wahrscheinlich größte Mission unseres Jahrzehnts: Extremsportler Felix Baumgartner will heute im US-Staat New Mexico seinen Stratosphären-Sprung aus über 36,5 Kilometern Höhe absolvieren. Zu starker Wind in rund 200 Metern Höhe hatte den Launch vorerst verzögert. Gegen 17 Uhr rollte Baumgartners Team aber den riesigen Trägerballon aus, der mittlerweile mit der "Red Bull Stratos"-Kapsel verbunden wird. Demnächst könnte sich der Salzburger nun in die Kapsel schwingen und emporsteigen. Die Wetterprognose sei nun stabil, hieß es am späten Nachmittag. Man könne mit einem Abheben des Ballons gegen 19.15 Uhr MESZ rechnen. Danach gebe es allerdings keine Möglichkeit mehr, an diesem Tag einen sicheren Sprung zu garantieren. Neben dem Wind waren auch Probleme mit dem GPS-System hinzugekommen, die Wetterchef Don Day nicht weiter erläuterte. Nächste Option für den Launch wäre dann laut Day der Donnerstag.
Entscheidende Phase begonnen
Der tonnenschwere Kran, der die Kapsel für den Start in Position bringt, steht schon seit Mittag MESZ bereit. In der Mission Control sind alle auf ihren Positionen. Die Kapsel sei am Kran befestigt worden und zur Startposition transportiert worden, teilte das Stratos-Team via Twitter mit. Die Kapsel werde seit kurz nach 17.30 Uhr mit dem Ballon verbunden. Der Ballon wurde bereits fertig ausgelegt und soll anschließend mit Helium gefüllt werden. Dieser Vorgang wird rund eine Stunde in Anspruch nehmen. Baumgartner selbst hat mittlerweile seinen Anzug angelegt und mit dem Pre-Briefing begonnen. Dabei muss der 43-Jährige reinen Sauerstoff einatmen, um den Stickstoff aus dem Blut zu bekommen - der Countdown läuft.
Baumgartner gönnte sich Zwischenmahlzeit
Weil sich der Sprung doch länger verzögert hatte, gönnte sich Baumgartner noch eine Zwischenmahlzeit. Laut Red Bull trank er einen Erdbeer-Eiweiß-Shake. Es musste eine leicht verdauliche Kost sein, damit dem 43-Jährigen das Essen im Magen beim Sprung keine Probleme macht. Kurz nach dem Aufstehen hatte Baumgartner bereits einen Lachs verspeist und noch eine Massage bekommen. Die Wartezeit dürfte sich der Salzburger zudem mit DVDs wie "Gladiator" verkürzt haben, die in seinem Airstream-Trailer zum Ansehen bereit stehen.
Mutter: "Für Felix geht Kindheitstraum in Erfüllung"
Baumgartners Eltern werden beim Sprung live dabei sein. Seine Mutter Eva, die zum ersten Mal in den USA ist, zeigte sich vor dem Start überraschenderweise nicht nervös (siehe Video in der Infobox). "Ich weiß, er ist perfekt vorbereitet. Ich bin froh, dass er das tun kann. Er hat hart dafür gearbeitet, jetzt kann er seinen Kindheitstraum erfüllen."Sicherheit gebe ihr auch das Team rund um Baumgartner: "Ich bin so glücklich, dass Felix so ein tolles Team hat - die Unterstützung, die er bekommt, ist erstaunlich", sagte sie, als sie in der Mission Control herumgeführt wurde. "So tolle Charaktere, und was hier geschaffen wurde, ist überwältigend."
Vier neue Rekorde sollen aufgestellt werden
Beim Stratos-Sprung sollen drei bestehende Rekorde gebrochen werden: Zum einen der höchste bemannte Ballonflug (36.576 Meter) sowie der höchste Fallschirmsprung und der längste freie Fall - ungefähr fünfeinhalb Minuten. Zudem soll Baumgartner als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrechen (siehe Bericht in der Infobox: Baumgartners Sprung in Zahlen). Im März gelang der erste Testsprung erfolgreich aus rund 21,8 Kilometern, im Juli erfolgte der zweite Sprung aus rund 30 Kilometern. Heute will Baumgartner sein Vorhaben zu Ende bringen. Baumgartner braucht rund drei Stunden bis zur Sprunghöhe. Am Weg zur Erde wird er ungefähr 15 bis 20 Minuten unterwegs sein, davon mehr als fünf Minuten im freien Fall.
"36 Kilometer sind erst der Anfang"
Stratos hat auch wissenschaftliche Relevanz. Bei der Aktion werden Aufzeichnungsgeräte, die an Baumgartners Brust platziert sind, Daten liefern. Das ist besonders dann interessant, wenn der Salzburger bei dem Sprung aus 36 Kilometern Höhe die Schallmauer durchbrechen wird. "Wir haben nur Daten von Menschen, die in einem Flugzeug die Schallmauer durchbrochen haben", erklärt der Leiter des "Red Bull Stratos"-Ärzteteams, Jonathan Clark. Der Weltraummediziner war sechs Mal als Mediziner in einem Spaceshuttle und ist als Assistenzprofessor für Neurologie und Raumfahrtmedizin am Baylor College für Medizin tätig. Man erarbeite seit geraumer Zeit Ausstiegsszenarien für Raumfahrer in Notfällen, meinte Clark. Auch für Weltraumtouristen könnten die umfangreichen Daten, die durch den Sprung von Baumgartner gewonnen werden, interessant sein. "Was wir hier tun, ist nicht einfach, einen Rekord zu brechen", so Clark. "Es ist ein Anfang." Für den Mediziner ist bei 36 Kilometern noch lange nicht Schluss. "Das glaube ich nicht", sagt der Experte. Es gebe Tests bei der NASA, noch höher zu gehen.
Ohne Anzug würde Baumgartner innerlich kochen Was beim Aufstieg und beim Absprung mit dem menschlichen Körper passieren kann, erklärt Clark sehr plastisch. Auf dem Weg hinauf wird Baumgartner bei rund 19,2 Kilometern die "Armstrong Linie" überqueren. Das ist der Punkt, ab dem der Luftdruck so gering wird, dass Körperflüssigkeiten ohne den Schutz eines Anzuges oder einer Kapsel verdampfen würden, sozusagen bei normaler Körpertemperatur "kochen" würden. Wie wenn man eine Flasche Limonade öffnen würde und der Druck werde abgelassen. Das sei genau das, was im Blut und Gewebe von Baumgartner passieren würde, wenn er keinen Schutzanzug tragen würde. "Das kann sehr schnell tödlich enden." Als Beispiel nannte er den Rekordsprung von Joe Kittinger im Jahr 1960 aus einer Höhe von 31 Kilometern. Kittingers Handschuh war gerissen und seine Hand schwoll auf das Dreifache an, sagte Clark. Erst vier Stunden nach der Landung ging die Schwellung wieder zurück.
Baumgartner postete vorm Schlafengehen auf Facebook Baumgartner hat sich in der Nacht noch per Facebook verabschiedet: "Das ist vermutlich das letzte Mal, dass ich mich (vor dem Sprung, Anm.) melden kann, denn ich werde in den nächsten Stunden schlafen gehen", schrieb der 43-jährige Salzburger von seinem Hotelzimmer aus. "Ich weiß, ihr haltet mir die Daumen, tut das für mich, das bedeutet mir viel."
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