Alles Beten hilft bislang nichts: Die Hitzewelle in Russland erreicht neue Rekordwerte. 40 Grad Celsius sollen es diese Woche werden. Menschen, Tiere und Technik stossen an ihre Grenzen. Einzig die Verkäufer von Klimageräten reiben sich die Hände. Wer sich in Moskau jetzt noch schnell eine Klimaanlage einbauen möchte, der kommt zu spät. Selbst in den grossen Märkten sind alle mobilen Geräte ausverkauft oder nur noch zu horrenden Preisen erhältlich. Eine feste Apparatur mit Aussenventilator macht auch keinen Sinn mehr. Die völlig überarbeiteten Installateure sind bis auf eine Woche ausgebucht. Zu spät für den nächsten Hitzerekord: In der zweiten Wochenhälfte werden in der russischen Hauptstadt bis zu 40 Grad erwartet.
Zehn Grad über den Normalwerten
Die Sonne ist derzeit selbst für die russische Präsidentengarde zu stark. Am Samstag wurde die Wachablösung im Kreml abgesagt - mit Rücksicht auf die Gesundheit der Soldaten. Im Stadtparlament verkürzte man die tägliche Arbeitszeit um eineinhalb Stunden, während andernorts in Russland die Einführung einer längeren Siesta diskutiert wird. Auch den Zierfischen im Aquarium ist es zu heiss. Kunden beklagen sich vermehrt über den Tod ihrer Zöglinge, berichten Tierhändler.
Die historische Trockenzeit reicht von Moskau bis nach Wladiwostok. Weite Teile des Landes haben in den vergangenen vier Wochen kaum einen Tropfen Regen erhalten. Die Temperaturen liegen fast zehn Grad über den Normalwerten. Selbst im sibirischen Jakutien, wo der Kältepol aller bewohnten Gebiete der Erde liegt, werden nun 35 Grad erwartet. Im Vergleich zum winterlichen Frost wäre demnach ein Temperaturunterschied von 100 Grad möglich.
Saatflächen werden unfruchtbar
In knapp 20 Regionen riefen die Behörden den Notstand aus. Die Zahl der Waldbrände ist gegenüber dem Vorjahr in ganz Russland massiv angestiegen. Bereits jetzt ist zudem ein Fünftel der gesamten Saatfläche unfruchtbar geworden. In einzelnen Gebieten Zentralrusslands sind es sogar über 60 Prozent. Landwirtschaftsministerin Irina Skrynnik prognostiziert eine Getreideernte von rund 85 Millionen Tonnen. Nach steigenden Exporten in den vergangenen Jahren würde dies gerade knapp für den russischen Eigenbedarf reichen.
Betroffen von der Hitzewelle sind vor allem auch Dorfbewohner und Kleinbauern. Wo das Futter für das Vieh fehlt, werden Rinder frühzeitig geschlachtet. In ländlichen Regionen verdienen die Menschen zudem mit dem Sammeln von medizinischen Kräutern, Pilzen oder Beeren ein Zubrot. Nun werden hier ebenfalls Einbussen von bis zu 50 Prozent gemeldet. Brennende Torffelder rund um Moskau
Aber auch die Stadtbevölkerung stöhnt unter den Folgen der Dürre. Gestern legte sich neben dem Smog auch ein feiner Brandgeruch über Moskaus Innenstadt. Die Verursacher sind brennende Torffelder rund um die Stadt. Im Vergleich zum Vorjahr ist ihre Fläche viermal so gross. Gennadij Onischtschenko, Russlands oberster Amtsarzt, empfahl den Bürgern deshalb, Schutzmasken zu tragen.
Die ungewohnt hohen Temperaturen bringen auch die altersschwache russische Technik ins Schwitzen: Metrozüge bleiben stehen, Geldautomaten geben den Geist auf und Transformatorstationen laufen heiss. Wegen starker Spannungsschwankungen im Stromnetz brennen Kühlschränke und Fernseher durch. In Astrachan wurden die Einwohner deshalb angewiesen, nicht mehrere Haushaltsgeräte gleichzeitig zu benutzen. „Wir gewöhnen uns daran, bügeln abends nach zehn Uhr und waschen morgens um fünf Uhr", erzählt die Hausfrau Galina Feklistowa.
Tödliche Abkühlung
Auf der Flucht vor der Hitze suchen viele Russen an den Wochenenden Abkühlung an Seen und Flüssen. Mancher findet dabei aber auch den Tod. Allein an Moskaus Stränden ertranken am Wochenende elf Menschen innerhalb von 24 Stunden. Im ganzen Land liegt diese Todesrate zurzeit bei rund 50 Personen pro Tag. Mitverantwortlich für diesen Negativrekord ist der Alkoholkonsum. Die Russen wollen sich ihre Trinkfreunde eben auch beim Badespass nicht nehmen lassen. Russland ertrinkt in der Hitze und ein Ende ist nicht in Sicht. In der Wolga-Region Nischnij Nowgorod wird seit Beginn des Monats in jeder Kirchgemeinde um Regen gebetet. Bislang erfolglos. Freuen können sich einzig die Klimageräte-Händler. In ihren Kassen regnet es weiterhin Rubelscheine.
Gluthitze erschwert Kampf gegen Waldbrände in Russland
Die Hitzewelle über Russland hält an und behindert damit weiter den Kampf gegen die Waldbrände. Im Land lodern noch immer mehr als 500 Brände. Durch die Feuer kamen in den vergangenen Tagen 34 Menschen ums Leben.
Die anhaltende Gluthitze in Russland erschwert den Kampf gegen hunderte Waldbrände im ganzen Land. "Das sehr heiße Wetter dauert an", sagte der Chef des Nationalen Krisenzentrums, Wladimir Stepanow, und betonte, die Hitze sei das Hauptproblem im Kampf gegen die Flammen. Durch die seit mehreren Tagen wütenden Waldbrände kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums bislang 40 Menschen ums Leben.
Zu der anhaltenden Hitze kämen mancherorts ständig wechselnde Winde, sagte Stepanow. "Wir arbeiten hart Tag und Nacht. Es ist ein wahrer Kampf." In den vergangenen 24 Stunden seien mehr als 320 neue Waldbrände registriert worden, erklärte das Ministerium für Katastrophenschutz. Damit habe sich die von den Feuern betroffene Fläche um 45.000 Hektar im Vergleich zum Vortag ausgeweitet. Zudem gebe es im Umland der Hauptstadt Moskau 50 neue Torffeuer. Es sei jedoch gelungen, knapp 250 Brände zu löschen. Insgesamt lodern nach Angaben des Ministeriums im ganzen Land noch mehr als 500 Brände auf einer Fläche von 172.000 Hektar.
Das Ministerium mobilisierte nach eigenen Angaben allein 180.000 eigene Spezialisten im Kampf gegen die Flammen. Zudem wurden rund 5000 Soldaten und 3000 vom Innenministerium entsandte Einsatzkräfte in die betroffenen Gebiete geschickt. Am schwersten traf es die Region Nischni Nowgorod östlich von Moskau, wo allein rund 20 Menschen starben. Präsident Dmitri Medwedew hatte am Montag den Notstand über die Gebiete um Wladimir, Woronesch, Moskau, Nischni Nowgorod, Mordwinien, Mari El und Rijasan verhängt. Regierungschef Wladimir Putin hatte die Regionen aufgefordert, freiwillige Helfer zu mobilisieren.
Das eigentlich für seine bitterkalten Wintermonate bekannte Russland erlebt derzeit eine beispiellose Hitzewelle, die Medwedew als Katastrophe bezeichnete, die nur "alle 30 bis 40 Jahre vorkommt". Eine Abkühlung ist weiterhin nicht in Sicht: Für den Tag erwarteten die Meteorologen Temperaturen von bis zu 40 Grad in der Hauptstadt und Umgebung sowie Sichtweiten von unter einem Kilometer wegen des dichten Smogs.
Die Trockenheit in Russland führt außerdem voraussichtlich zu massiven Ausfällen bei der Weizenernte. Das Land ist einer der weltweit größten Weizenexporteure. Das Landwirtschaftsministerium senkte wegen der Hitze und Trockenheit die Ernteprognosen, wie russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Vize-Landwirtschaftsminister Alexander Beljajew berichteten.
3. Report 05.08.2010
naja und mittlerweile sieht das ganze bereits so aus:
Zitat Bilder: Feuer und Smog in Russland Interview: Marc Brupbacher. Aktualisiert um 12:48 Uhr
Die Feuerwalze in Russland wütet weiter. In Moskau liegt bei 40 Grad dichter Smog über den Strassen. Ein Betroffener berichtet gegenüber Tagesanzeiger.ch/Newsnetz von der heissesten Nacht seines Lebens
Quelle: newsnetz.ch
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Herr Mindiyarov, die Dächer der Hochhäuser sind in Moskau wegen dem Rauch angeblich kaum mehr zu sehen. Wie ist die Lage vor Ort? Diese Nacht war besonders schlimm. Ich kann mich nicht daran erinnern, schon einmal so viel Rauch in Moskau gesehen zu haben. Man kann kaum 20 Meter sehen. Es erinnert mich an die alten Fotos des London-Smogs. Oder an die Gemälde des Napoleon-Krieges von 1812 als Moskau brannte.
Wie gehen die Hauptstädter mit der Notsituation um? Die Leute sind schockiert über die dramatische Zuspitzung über Nacht. Aber die Russen bleiben trotzdem ruhig. Das Leben geht weiter. Alle gehen am Morgen zur Arbeit und die Stadt funktioniert ganz gut. Ich bin stolz auf die Russen und auf Moskau, da die Stadt ganz normal weiterlebt. Ich kann mir in Bern eine solche Situation nicht vorstellen. Natürlich sind die Strassen leer und die Fenster sind geschlossen. Aber die Cafés und Clubs sind weiter offen – und es wird getanzt. Nur die Metro zu benützen ist schwierig, da die alten Züge keine Klimaanlage haben.
Die Prognose für Moskau deutet auf weiter steigende Temperaturen bis 40 Grad Celsius. Im ganzen Land sind bisher 50 Menschen gestorben. Haben Sie Angst, dass die Entwicklung noch schlimmer wird? Nein, ich habe keine Angst. Wir warten einfach auf Regen. Die russische Kirche betet täglich, damit es möge doch regnen. Hoffentlich erhört Gott das arme Russland.
Haben Sie schon einmal eine solche Hitzewelle erlebt? Nein, es ist das erste Mal. Moskau ist wie Rio aber leider ohne Meer. Es sind nun schon sechs Wochen ohne Regen bei 35 bis 40 Grad.
Viele Hauptstädter klagen über schwere allergische Beschwerden, Atemnot, Übelkeit und Kopfschmerzen. Wie geht es Ihnen? Ich bin einfach müde und ich habe Schwierigkeiten zu atmen. Ich vermisse die gute Luft vom Emmental. Vielleicht kann man eine Pipeline mit frischer Luft von Hasle-Rüegsau nach Moskau organisieren?
Gibt es irgendwelche Tricks, wie sie sich gegen die Hitze und den Smog schützen? Ich trage eine Atemmaske und meine Fenster sind geschlossen. Auch habe ich gehört, dass viele Leute die Bettwäsche befeuchten und am Fenster wie Vorhänge montieren. Ich mache das nicht, da ich nur einen Bettanzug habe. Ich nehme jede Stunde eine Dusche. Ich arbeite aber trotzdem weiter in dem Hostel. Die Leute arbeiten überall. Für mich ist das überraschend, da sich die Stadt in einer Notsituation befindet.
Wie Verhalten sich die Behörden? Werden Sie ausreichend informiert und geschützt? In Moskau selber unternehmen die Behörden nichts. Sie sind voll und ganz mit dem Kampf in den Regionen rund um die Hauptstadt beschäftigt. Die Bevölkerung in der Stadt muss sich selbst schützen. Aber wir sind uns das gewohnt.
Einfach nur brutal, erinnert mich sehr an 2003, da bin ich durch ganz Deutschland gefahren und alles war in manchen Abschnitten komplett vertrocknet oder verbrannt, wirklich alles, damals hatte es glaub ich über 43°C in Frankfurt a. Main!
Wie kommt es überhaupt zu solchen extremen Hitzewellen und vor allem in diesem Fall: Wie kann die so extrem lange andauern?
Hoffe das wir sowas in der Art nicht zu spüren kommen, denn wenn dann ne KF auf so ne aufgestaute Hitze stößt, da glaub ich barucht ma nicht erwähnen, was da für Unwetter entstehen können.....!
Brände bedrohen Atomkraftwerke, Notstand wurde ausgerufen (bin ich froh, dass es solche Teile bei uns nicht gibt... Auch wenn wir davon umzingelt sind!):
Kunst ist das Leben aus den Augen des Künstlers gesehen. - Rechtschreibfehler sind lediglich Special Effects meiner Tastatur... Meine Webvisitenkarte und eine Übersicht meiner Projekte: www.798.at
Leider wurde die Hitzewelle noch immer nicht beendet über Russland. Die Sterberate steigt und steigt. Übrigens beeinflusst dieses Hitze Hochdruckgebiet auch maßgeblich unser Wettergeschehen über Mitteleuropa. (zb. die derzeitigen Unwetterlagen) -
Mit besten & lieben Grüßen Obmann Hans-Jürgen Pross
Ein heftiger Sturm mit starken Regenfällen hat in der Nacht auf heute im von einer wochenlangen Hitzewelle geplagten Nordwesten Russlands zu schweren Schäden geführt. In der Region um St. Petersburg waren in 1.500 Gemeinden fast 100.000 Menschen ohne Strom, wie das Katastrophenschutzministerium mitteilte. Starke Winde entwurzelten zahlreiche Bäume und behinderten den Zugsverkehr.
Der Sturm zog in Richtung Moskau weiter. Dort wurde mit starkem Regen, Hagelschlag und Windböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 28 Metern pro Sekunde bringen. Regierungschef Wladimir Putin gab den Behörden Anweisungen, sich auf das Unwetter vorzubereiten.
Der Westen Russlands leidet seit Wochen unter einer Hitzewelle und großer Trockenheit, es brachen riesige Waldbrände aus. Auf mehr als 50.000 Hektar brennen noch Feuer. Offiziellen Angaben zufolge kamen 54 Menschen durch die Brände ums Leben. Die Menschen in Moskau litten immer wieder unter dem schweren Smog der Brände.
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