Am 06.08.2010 konnte ich im Zuge eines Chasings eine Funnelcloud dokumentieren, die sich sehr tief Richtung Boden absenkte & nach einer durchgeführten Schadensanalyse im Raum Muggentalberg nachweislich Bodenkontakt hatte bzw. es zu entsprechenden Schäden kam. Damit kann ein Tornado bestätigt werden.
Meldungsdetails:
Ort: Muggentalberg / Steiermark, Österreich Datum: 06.08.2010 Zeitpunkt (UTC): 13:20 UTC +/- 5 min Landnutzung: Land Intensität: F1 T2 Art: Tornado
Sonstige Infos:
Lebensdauer der Trichterwolke/Tornado: ca. 2-3 Minuten Intensitätsschätzung basiert auf einer Schadenaufnahme eines Unwetterexperten, Foto(s) oder Video(s) der Schäden, einem Augenzeugenbericht der Schäden. Begleitende Wettererscheinungen: Starkregen, Hagel < 1 cm Durchmesser Zugrichtung der Gewitterzelle: NE-SW
Bilder & Videos:
Aus einer zuerst eher schwach ausgeprägten Böenfront, ging schlußendlich aber eine Mesozyklone hervor.
Hier im Bild gekennzeichnet die ersichtliche Wallcloud in Rotation.
Etwa 8 Minuten später die erste Funnelcloud.
Dieser Funnel löste sich aber nochmals auf...
...jedoch konnte man weiterhin massive Rotation im Bereich der Wallcloud erkennen.
Etwa 5 Minuten später gegen 15:20, naja wie kann es anders sein kam ein Trichter auch ganz herunter. Zu meinem Leidwesen aber genau in diesen 2 Minuten als ich durch ein Dorf gefahren bin (Techensdorf)
Zumindest hatte ich noch ein Video gemacht, worauf man aber aufgrund der eher schlechten Qualität kaum etwas erkennen konnte. - Videoausschnitt.
In natura konnte ich aber recht gut erkennen, dass es sich hier aufgrund der trichterförmigen Rotation um eine klare Funnelcloud & möglichen Tornado handelt.
Nochmal etwas digital gezoomt.
Nach der Dorfausfahrt "Techensdorf" war das kurzlebige Schauspiel auch schon wieder vorbei.
Das Radarbild dazu.
UPDATE - SCHADENSANALYSE:
Nachdem es kurz nach dieser Funnel/Tornadosichtung einige laute Stimmen gab, entschloß ich mich auch dazu diese Analyse vorzeitig auf Eis zu legen, damit sich die Gemüter mal wieder etwas beruhigen. Schlußendlich begann ich Anfang September mich wieder in diesem Fall reinzuhängen, nachdem es sich hier ja doch nicht um einfaches Sturmereignis handelte sondern um einen plausiblen Tornado. Allen anfangs vermutete ich den Touchdown des Tornados im Raum Lappach, dies stellte sich jedoch als Fehleinschätzung meinerseits heraus. (es waren doch einige Kilometer weiter nordöstlich gesehen von Lappach) Es dauerte gut 1,5 Tage bis ich entgültig bemerkte dass es sich im Raum Lappach nicht am 06.08.2010 tornadisch oder stürmisch abgespielt hat. Vor allem deswegen dauerte es solange weil es in Nachbarortschaften wie Sajach usw. ebenso Sturmschäden gab diese ich aber einem anderen Ereignis (Unwetter Mitte August - Analyse folgt ebenso) zuordnen konnte. (nach Augenzeugenbefragungen)
Also recherchierte ich von neuem...nach erneuter Analyse meines Chasings erkannte ich nun auch, dass der mögliche Tornado damals doch gut 10-15 Kilometer entfernt gewesen sein muss. Mittlerweile konnte ich somit das Gebiet auf Kirchbach Umgebung eingrenzen anstatt Lappach/Sajach/Seibuttendorf. Nach einigen Kontrollen bei Feuerwehren fand ich auch folgenden Eintrag im Raum Breitenbuch (Kirchbach Umgebung) im Bezirk Feldbach:
Dies schien mir schon mal verdächtig und nachdem ich nochmals genau mein aufgenommenes Video ab der Dorfausfahrt Techensdorf verglich merkte ich dass dies ziemlich genau passen könnte. Es könnten genau diese maximalen 15 Kilometer Entfernung gewesen sein. Ab sofort gabs also nur mehr ein Gebiet dass ich absuchte: Breitenbuch sowie Nachbarortschaften wie Maxendorf oder Muggentalberg.
...und wie es der Zufall so will lag ich mit meiner Einschätzung wohl auch richtig. Im Google Maps Bild nun markiert nochmals mein Standort beim Chasing sowie der Touchdownbereich des möglichen Tornados.
Der Gesamtüberblick wo es Schäden zu analysieren gab.
LEGENDE:
Rote Pfeile = Fallrichtungen von entwurzelten bzw. gebrochenen Bäumen. Oranger Kreis = nur in diesen Bereich gab es auch Sturmschäden.
Vorerst musste ich aber doch lange Zeit suchen bis ich eine ganz schmale Schneise ausfündig machen konnte.
Im Raum Breitenbuch lagen bereits neben den Straßen immer wieder zusammgenschnittene Äste bzw. gebrochene Baumkronen.
Richtung Muggentalberg bzw. Maxendorf sogar ein leicht beschädigtes Haus. Lt. einem Einheimischen wurde dieses Haus auch gegen Ende erster August Woche beschädigt. (der 06.10.2010 war ein Freitag)
Auch leicht abgetragene Ziegel...
Weiter hinauf zum Muggentalberg fanden sich immer mehr leichte Forstschäden.
PUNKT A: wieder einmal neben der Straße 2 größere Bäume. Jedoch kann man hier noch nicht von einer Schneise sprechen.
PUNKT C Teil 1: doch nur wenige 100 Meter weiter gings mit einer Schneise weiter...
Man beachte die Wurfrichtungen. Intensität bei diesen Bildern noch im T0 bzw. T1 Bereich.
Immer wieder gabs kleinere aber doch verdächtige Schäden zu begutachten.
Zwar ist der geworfene Baum auch auf diesem Bild nicht der mächtigste gewesen, jedoch muss man doch bedenken dass es sich großteils hier um Buchen Bäume handelte, diese doch so einiges an Wind vertragen. Klares T1 Indiz.
Auch diese Bilder sind sehr interessant.
Genauer nun auch auf diesem Bild nun markiert. Auf sehr engen Raum ist hier doch eins sehr interessantes Schadensmuster zu erkennen. (man beachte die Bruchstellen bzw. Biegungen der Bäume)
Auch hier wieder ein mehr oder weniger Mikadoartiges Muster - Verwirbelungsindiz wiederum.
...und auch die nächsten Bilder zeigen mit entwurzelten Bäumen einen Hang hinauf liegend wieder sehr interessantes.
Wenn man wieder denn Abhang hinunter blickte sah man folgende Muster.
Ebenso hier nun wieder eingezeichnet das wirre Schadensmuster.
Auf diesen Bild zb. geht es bereits Richtung T2 Kategorie.
PUNKT B: Naja und was ich einige Meter weiter vorfand lässt mich die T2 Theorie regelrecht absichern.
Selten zuvor solche Zerspilterungen eines Buchenbaumes gesehen.
Punktuell T3 wage ich mir hier nicht zu vergeben aber die Intensität ist durchaus beachtlich wenn man den engen Schadensraum in Betracht zieht.
Für mich durchaus ebenso eher ein tornadisches Muster.
...und so gings weiter
PUNKT C Teil 2
Auch weiter südwärts gabs im C Bereich immer noch kleinere bis größere Schäden (T1-T2 Bereich) diese nun auf folgenden Bildern zu sehen sind.
Überaus beachtliches Muster wieder.
[/orange]PUNKT D[/orange]: am Ende noch dieser Schadenspunkt, ein recht frisch abgebrochner Obstbaumast. Auch diese Bäume halten doch so einiges aus.
Mein Urteil: Plausibler Tornado F1 (T2) möglicherweise auch T3, jedoch bin ich mir zu unschlüssig. Eingelagerte orographisch bedingte Verwirbelungen im Zuge eines Abwindes sind nicht ausgeschlossen. Im Zusammenhang mit meinem durchgeführten Chasing sowie der eingefangenen Trichterwolke sollte aber ein Tornado wie gesagt als plausibel angesehen werden.
Mit besten & lieben Grüßen Obmann Hans-Jürgen Pross
mir ist nicht entgangen, dass dieser Fall in seiner Ereignisart im ESWD wechselte. Folgendes dazu:
Werden Schäden benannt? Falls ja bitte ich die Schäden via Fotomaterial verfügbar zu machen um den Fall "rund" zu machen. Können Schäden allerdings nicht zugeordnet werden, dann muss der Fall in bestätigte FC umgestuft werden, da Bodenkontakt bislang nicht nachweisbar bzw. auch nicht beobachtbar war, was auch eben dann gegen einen QC0+ Tornado spräche. Bestätigte FC wäre dann ja das, was faktisch beweisbar wäre.
mir ist nicht entgangen, dass dieser Fall in seiner Ereignisart im ESWD wechselte. Folgendes dazu:
Werden Schäden benannt? Falls ja bitte ich die Schäden via Fotomaterial verfügbar zu machen um den Fall "rund" zu machen. Können Schäden allerdings nicht zugeordnet werden, dann muss der Fall in bestätigte FC umgestuft werden, da Bodenkontakt bislang nicht nachweisbar bzw. auch nicht beobachtbar war, was auch eben dann gegen einen QC0+ Tornado spräche. Bestätigte FC wäre dann ja das, was faktisch beweisbar wäre.
Grüße, Thilo
Eine Schadensstudie wird nachgereicht, dennoch ist es mir unverständlich warum dieses Ereignis bereists 16mal editiert worden ist und zum teil wieder in Funnelcloud. (ohne abzuwarten von Personen diese kaum in diesen Fall involviert sind) In anderen Fällen wurde des öfteren gleich mal bestätigt ohne Analyse, noch dazu gibt es denke ich an die 100 Plausible Tornados in der ESWD diese nur eine Trichterwolke zeigen und durch einen vermutlichen Bodenkontakt als Plausibel abgeschlossen werden. (was ja in der Regel nicht verkehrt ist.)
In diesem Fall ist dies keine andere Sache, 2-3 Minuten lang ragte eine rotierende Trichterwolke bis zum Boden. Trotz meiner zeitweise eingeschränkten Sicht konnte ich dies dennoch klar und deutlich erkennen, also arbeiten wir bitte danach. Wenn solche Schilderungen nicht berücksichtigt werden bwz. nicht als glaubhaft definiert werden gibt mir dies wirklich zu denken. -
Mit besten & lieben Grüßen Obmann Hans-Jürgen Pross
Letzte vorläufige Anmerkung von mir: Es ist nicht der einzige Fall denn ich derzeit mit Kollegen zum auswerten habe, im internen Bereich sind noch ungefähr 4-5 Tornadofälle sowie ungefähr 10 Fälle wo es sich um einen Downburst gehandelt haben sollte diese noch nicht in die ESWD eingetragen sowie von uns abgeschlossen wurden. Unsere Arbeit wird immer gewissenhaft gemacht, schon beim Chasing sowie auch bei der Analyse danach. Es braucht sich weder ich noch sonst ein Chaser/Spotter bei uns rechtfertigen.
Sichtung ist Sichtung und dies wird geglaubt (auch wenn es sich im Material nicht klar wiederspiegeln sollte) weil man sich in einer gut geführten Organisation durchaus vertrauen kann und sollte. -
Mit besten & lieben Grüßen Obmann Hans-Jürgen Pross
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